jules et jim
drei wochen wien-aufenthalt: straflager oder chance - es hat von beidem was. weil natürlich bin ich getrennt von allem, meinem schatz, meinen freunden, meinem teevorrat, meinem krimskrams. der pluspunkt: zeit für mich und kultur. wobei das vor fünf jahren auch noch aufregender war. zudem ist die zeit auch beschränkt auf 19 bis 22 uhr, vorm schlafengehen halt. aber immerhin. die tage dauern jedenfalls lang hier, weil ich die einzige bin, die die 23 seminaristen betreut, ihnen die computer richtet, ihnen mut zuspricht.
zweiter pluspunkt: arte. im hotel gibt es richtiges fernsehen (also über österreichisches und ard/zdf hinausgehendes). gestern gleich jules und jim gesehen, einer der alten klassiker, die ich schon lange sehen wollte. ist auch gut. ziemlich alt nur. cathérine ist eine kaiserin, macht was sie will und wartet gar nicht ab, ob die anderen einverstanden sind. den grund warum sie das darf, sieht regisseur francois truffaut in ihrer weiblichkeit, alle sind in sie verliebt (zeitweise liebt sie sogar zurück). dass sie schließlich sich und jim tötet ist eine nicht zwingende logik. truffaut hat das vermutlich nicht mal moralisch gemeint, französisches kino muss halt schlecht ausgehen. kompromisslos leben heißt offenbar doch immer noch dem untergang geweiht sein. gut, kompromisslos leben unterstütze ich auch nicht so weit, dass ich andere einfach überfahre und das tut cathérine natürlich. interessant übrigens die episoden, in denen sie sich mit seitensprüngen für kränkungen rächt. eine andere möglichkeit scheint sie nicht zu haben. doch noch ein sehr schwaches frauenbild. jules sagt auch einmal ganz grausame sachen über frauen, woraufhin sie in den fluss springt. schön ist der film dafür dort, wo die drei freunde übermütig in den tag hineinleben, radfahren, schwimmen gehen. und das chanson von jeanne moreau.

oshun - 22. Jan, 14:16